Was kommt zwischen Fenster und Wand?

Alles, was du zum Thema Fensteranschluss wissen musst

Beim Einbau neuer Fenster spielt nicht nur das Profil selbst eine Rolle, sondern auch der richtige Anschluss zwischen Fenster und Mauerwerk. Wird dieser Übergang nicht fachgerecht ausgeführt, entstehen schnell Wärmebrücken, durch die Kälte, Feuchtigkeit und Schimmel eindringen können. In diesem Ratgeber erfährst du, was ein Fensteranschluss ist, wie eine Fensteranschlussfuge aufgebaut ist und worauf du bei Planung und Ausführung achten solltest.

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Was ist ein Fensteranschluss?

Der Fensteranschluss, auch Anschlussfuge genannt, ist der Übergangsbereich zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk. Hier treffen verschiedene Materialien aufeinander – beispielsweise Wände aus Beton oder Ziegel und Fensterprofile aus Kunststoff, Holz oder Aluminium. Diese Fuge muss fachgerecht gedämmt und abgedichtet werden, damit keine Zugluft, Feuchtigkeit oder Wärmeverluste entstehen.

Grundsätzlich unterscheidet man beim Fensteranschluss drei Bereiche:

Fenstersturz: Das tragende Bauelement oberhalb des Fensters dient dazu, die Last der darüberliegenden Wand abzufangen und gleichmäßig nach unten zu verteilen.

Fensterlaibung: Die Laibung bezeichnet die seitlichen, senkrechten Schnittflächen im Mauerwerk, die rechtwinklig zur Wandebene verlaufen.

Brüstung: Die Fensterbrüstung bildet den unteren Abschluss der Fensteröffnung. Sie erfüllt neben statischen auch sicherheitsrelevante Anforderungen, etwa durch gesetzlich vorgeschriebene Mindesthöhen.

Aufbau der Fensteranschlussfuge - die 3-Ebenen-Abdichtung

Ein fachgerechter Fensteranschluss wird nach dem Prinzip der Dreiebenenabdichtung aufgebaut. Jede Ebene erfüllt dabei spezifische Aufgaben:

1. Äußere Ebene (Wetterschutzebene)

Diese Ebene schützt das Fenster vor Regen, Wind und Witterungseinflüssen. Gleichzeitig muss sie diffusionsoffen sein, damit Feuchtigkeit, die aus der Fuge entweicht, nach außen abgeleitet werden kann.

Eigenschaften:

  • schlagregendicht
  • diffusionsoffen,
  • witterungsbeständig
  • winddicht

Geeignete Materialien:

  • neutrale Silikondichtstoffe mit hoher Witterungsbeständigkeit
  • Hybrid-Polymere, wenn ein späterer Farbanstrich geplant ist
  • für den Außenbereich geeignete Abdichtungsfolien

2. Mittlere Ebene (Funktionsebene)

Diese Ebene sorgt für die thermische und akustische Trennung zwischen Innen- und Außenklima.

Eigenschaften:

  • wärmedämmend
  • schallreduzierend
  • formstabil

Geeignete Materialien:

  • selbstexpandierende Polyurethanhartschäume (PU-Schäume)
  • selbstklebende, schlagregendichte Kompribänder

3. Innere Ebene (Raumebene)

Die innere Abdichtung verhindert, dass warme Raumluft und Feuchtigkeit in die Anschlussfuge gelangen, wo sie zu Kondenswasser und Schimmelbildung führen können.

Eigenschaften:

  • luftdicht
  • dampfdiffusionsdichter als die Außenabdichtung

Geeignete Materialien:

  • Acryldichtstoffe (Bewegungsvermögen ≥ 12,5 %) bei Anstrichen oder Tapeten
  • Silikon- oder Hybrid-Polymere bei glatten und glasierten Oberflächen wie Fliesen
  • für den Innenbereich geeignete Abdichtungsfolien

blau - Wetterschutzebene (außen)

grün - Funktionsebene (Mitte)

rot - Raumebene (innen)

Merke

Ein funktionierender Fensteranschluss folgt immer dem Grundsatz: “Innen dichter als außen”. Nur so kann Feuchtigkeit kontrolliert nach außen entweichen, ohne dass sie sich in der Fuge staut und Schäden verursacht.

Mindestfugenbreite für Anschlussfugen

Die Anschlussfuge zwischen Fenster und Wand ist eine sogenannte Bewegungsfuge: Sie gleicht die natürlichen Ausdehnungen und Schrumpfungen der Bauteile aus, die durch Temperatur-, Feuchte- oder Windbelastungen entstehen. Damit diese Bewegungen aufgenommen werden können, ohne dass Risse entstehen oder die Abdichtung beschädigt wird, muss die Fuge ausreichend elastisch und korrekt dimensioniert sein.

Die Art und Intensität dieser Bewegungen hängen stark vom Fenstermaterial ab: Bei Kunststoff- und Metallfenstern werden sie hauptsächlich durch Temperaturänderungen verursacht, während sich Holzfenster vor allem durch Feuchtigkeitsschwankungen verformen können. Daher ist es wichtig, die Fugenbreite so zu wählen, dass das verwendete Dichtmaterial diese Einflüsse dauerhaft ausgleichen kann.

Wenn keine konkreten Herstellerangaben vorliegen, kannst du folgende Richtwerte als Orientierung nutzen. Sie berücksichtigen eine zulässige Gesamtverformung von etwa 25 % an der Außenseite und 15 % an der Raumseite.

Mindestfugenbreite für Dichtstoffe (Silikon, Acryl etc.):

Material des Fensterprofils Länge der Rahmenprofile
bis 1,5 m bis 2,5 m bis 3,5 m bis 4,5 m bis 2,5 m bis 3,5 m bis 4,5 m
Mindestfugenbreite für stumpfen Anschlag in mm Mindestfugenbreite für Innenanschlag in mm
PVC hart (weiß) 10 15 20 25 10 10 15
PVC hart und Polymethylmethacrylat/PMMA (dunkel/farbig extrudiert) 15 20 25 30 10 15 20
Holz-Aluminium-Fenster (hell) 10 10 15 20 10 10 15
Holz-Aluminium-Fenster (dunkel) 10 15 20 25 10 10 15
Aluminium-Kunststoff-Fenster (hell) 10 10 15 20 10 10 15
Aluminium-Kunststoff-Fenster (dunkel) 10 15 20 25 10 10 15
Holzfenster 10 10 10 10 10 10 10

Mindestfugenbreite für vorkomprimierte Dichtungsbänder (Kompriband):

Material des Fensterprofils Länge der Rahmenprofile
bis 1,5 m bis 2,5 m bis 3,5 m bis 4,5 m bis 2,5 m bis 3,5 m bis 4,5 m
Mindestfugenbreite für stumpfen Anschlag in mm Mindestfugenbreite für Innenanschlag in mm
PVC hart 8 8 10 10 8 8 8
PVC hart und Polymethylmethacrylat/PMMA (dunkel/farbig extrudiert) 8 10 10 12 8 8 8
Aluminium-Kunststoff-Fenster (hell) 6 8 10 10 8 8 8
Aluminium-Kunststoff-Fenster (dunkel) 6 8 10 10 8 8 8
Holzfenster 6 8 8 8 6 8 8

Welche DIN-Normen gelten für den Fensteranschluss?

Für Anschlussfugen sind mehrere DIN-Normen relevant, die sich auf die Abdichtung und Fugenqualitäten beziehen. Hier findest du die wichtigsten Normen im Überblick:

  • DIN 18540: regelt die Abdichtung von Außenwandfugen mit elastischen Fugendichtstoffen. Sie ist die Grundlage für die fachgerechte Ausführung im Außenbereich.

  • DIN 4108 (Beiblatt 2): enthält detaillierte Vorgaben zum Wärmeschutz und zur Vermeidung von Wärmebrücken im Bereich der Anschlussfuge. Die korrekte Ausführung nach diesen Regeln kann den Wärmebrückenzuschlag minimieren.

  • DIN 18542: beschreibt die Anforderungen an imprägnierte Fugendichtungsbänder, die häufig im Außenbereich zur Abdichtung eingesetzt werden.

  • DIN EN 15651-1: definiert die Anforderungen an spritzbare Dichtstoffe für Fassaden, die für die Abdichtung in der Fensteranschlussfuge verwendet werden.

  • DIN 4109: bezieht sich auf den Schallschutz und muss bei der Planung der Fensteranschlussfuge ebenfalls berücksichtigt werden.

  • DIN 52460: definiert den Begriff „Fuge“ als Raum zwischen Bauteilen.

Warum ist ein fachgerechter Fensteranschluss wichtig?

Ein fachgerecht ausgeführter Fensteranschluss ist entscheidend, damit dein Fenster seine volle Dämmleistung entfalten kann. Auch das beste Fenstersystem nützt wenig, wenn zwischen Rahmen und Mauerwerk Wärme, Feuchtigkeit oder Zugluft eindringen können. Eine sorgfältige Abdichtung von innen und außen verhindert Wärmebrücken und trägt maßgeblich zur Energieeffizienz deines Hauses bei. Undichte Anschlüsse können dagegen dazu führen, dass Regenwasser in die Wand eindringt – mit Folgen wie feuchten Stellen, Schimmelbildung und Bauschäden. Neben dem Schutz der Bausubstanz spielt auch der Wohnkomfort eine Rolle: Nur ein dichter Fensteranschluss sorgt für ruhige, zugfreie Räume und einen wirksamen Schallschutz. Zudem trägt er zur Stabilität und Sicherheit bei, indem er den Fensterrahmen fest in der Wand verankert und so den Einbruchschutz verbessert.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Fachgerechte Fensterabdichtung

Variante 1: Abdichtung mit Kompriband oder Multifunktionsband

Die Verwendung von vorkomprimierten Dichtungsbändern spart Zeit und sorgt für eine saubere, gleichmäßige Abdichtung. Besonders Multifunktionsbänder sind praktisch, da sie alle drei Dichtungsebenen in einem Arbeitsschritt abdichten. Wenn sich das Band nach dem Einbau ausdehnt, entsteht eine lückenlose Abdichtung der Anschlussfuge.

Liste der benötigten Materialien

  • Kompriband oder Multifunktionsband (je nach Anforderung: BG1, BG2 oder BG R)
  • Abdichtungsfolien für Innen- und Außenbereich
  • optional: Nutenfüllprofile oder Dichtstoff (zum Ausgleich von Vertiefungen oder Ritzen)
  • optional: Klimabox zur temperaturabhängigen Regulierung der Bandexpansion
Voraussetzungen:

Bevor du mit der Arbeit beginnst, überprüfe die Laibungsflächen der Fensteröffnung. Sie müssen eben, sauber und planparallel sein. Leichte Unebenheiten lassen sich mit den Bändern ausgleichen, größere Sprünge oder Versätze dagegen nicht. Größere Vertiefungen oder Vorsprünge im Fensterprofil müssen vorab mit Nutenfüllprofilen oder Dichtstoffen ausgeglichen werden.

Achte außerdem auf die richtige Beanspruchungsgruppe (BG) des Dichtbands:

  • BG1 oder BG2: geeignet für den Außenbereich (BG1 für direkte Sonneneinstrahlung)
  • BG R: ausschließlich für den Innenbereich zugelassen

 

Schritt 1 - Vorbereitung

Wenn die Befestigung vormontiert und die Tragklötze aufgelegt sind, solltest du die Fugen gründlich von Staub, Mörtelresten und Schmutz befreien. Nur eine saubere und stabile Oberfläche sorgt für eine dichte Verbindung.

Schritt 2 - Dichtungsband zuschneiden und anbringen

Schneide das Anfangs- und Endstück des Bandes ab – sie sind meist zu stark komprimiert und dehnen sich nicht gleichmäßig aus. Klebe das Band anschließend seitlich und oben an die Außenseite des Fensterrahmens, ohne es zu dehnen.

Achtung: Das Band darf nicht um die Ecke gelegt werden, da es sonst nicht richtig expandiert und undicht wird. Schneide es an den Ecken auf der einen Seite bündig und auf der anderen Seite mit Überlänge ab.

Schritt 3 - Fenster einsetzen und abdichten

Bringe an der Unterseite des Fensterrahmens Abdichtungsfolien für innen und außen an, damit die Fuge im Bereich der Tragklötze ebenfalls abgedichtet wird.
Setze das Fenster anschließend auf die Tragklötze in die Öffnung, richte es aus und fixiere es.

Beachte: Multifunktionsbänder füllen die gesamte Fuge aus, sodass kein Platz für Tragklötze bleibt. Deshalb solltest du hier geeignete Schrauben zur Distanzbefestigung verwenden, die die Funktion der seitlichen Tragklötze übernehmen.

Schritt 4 - Kontrolle und Nacharbeit

Überprüfe die Abdichtung auf sichtbare Ritzen oder Fehlstellen. Kleine Lücken kannst du mit einem kompatiblen Dichtstoff schließen. Achte darauf, dass die Materialien miteinander verträglich sind.

Profi-Tipp

Arbeite zügig, denn die Expansion des vorkomprimierten Bandes beginnt sofort nach dem Auspacken. Wenn du zu langsam bist, dehnt sich das Band zu stark aus – das Fenster passt dann nicht mehr in die Öffnung.
Die Ausdehnungszeit hängt von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ab: Durch eine kühle Lagerung kannst du die Expansion verzögern und durch Erwärmung beschleunigen (z. B. mit einer Klimabox auf der Baustelle). Bei niedrigen Temperaturen fixierst du das Band am besten mit Keilen, bis es vollständig aufgequollen ist.

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Variante 2: Abdichtung mit Dichtstoffen (Silikon, Acryl, PU etc.)

Spritzbare Fugendichtstoffe sind flexibel einsetzbar und bei fachgerechter Anwendung dauerhaft beständig. Sie eignen sich sowohl für den Innen- als auch Außenbereich und passen sich unterschiedlichen Materialien an.

Liste der benötigten Materialien

  • hochwertiger Fugendichtstoff (z. B. Silikon, Acryl, Polyurethan oder Hybrid-Polymer)
  • Rundschnur aus geschlossenzelligem PE-Schaum
  • Kartuschenpresse / Silikonpistole
  • Glättspachtel
  • optional: Primer (Haftvermittler) für saugende oder schwierige Untergründe
  • optional: Glättmittel (z. B. Spülmittel-Wasser-Mischung oder spezielles Fugenfinish)
Voraussetzungen:

Bevor du beginnst, stelle sicher, dass die Haftflächen mindestens 5 °C warm, trocken, staub- und fettfrei sind. Nur so kann der Dichtstoff zuverlässig haften.

Wenn nötig, trage einen Primer (Haftvermittler) auf. Beachte außerdem die Materialverträglichkeit zwischen Dichtstoff und angrenzenden Bauteilen – diese Informationen findest du in den Herstellerangaben.

Schritt 1 - Vorbereitung

Nach der Befestigung des Fensters solltest du Bohrstaub und andere Verschmutzungen gründlich entfernen.

Tipp: Bei Sichtfugen empfiehlt es sich, die Fugenränder mit Klebeband abzukleben, um saubere Übergänge zu erzielen.

Schritt 2 - Rundschnur einsetzen

Lege eine Rundschnur aus geschlossenzelligem Schaumstoff in die Fuge ein. Schneide die Schnur an den Ecken bündig ab, statt sie um die Ecke zu legen. Achte darauf, dass sie im unteren Bereich sauber zwischen den Tragklötzen sitzt.

Schritt 3 - Dichtstoff auftragen

Trage den Dichtstoff (z. B. Silikon oder Acryl) gleichmäßig in einem Zug auf. Halte dabei einen Winkel von etwa 45 Grad zur Fuge, um eine gute Haftung zu erreichen. Achte darauf, die Fuge vollständig zu füllen, ohne Lücken oder Lufteinschlüsse.

Schritt 4 - Fuge glätten

Ziehe überschüssigen Dichtstoff mit einem Glättspachtel oder Fugenglätter ab, bevor die Oberfläche antrocknet. Verwende ein geeignetes Glättmittel, wenn du die Fuge nachglättest.

Je nach Temperatur und Fugenbreite kann die vollständige Aushärtung mehrere Stunden bis Tage dauern.

Profi-Tipp

Achte darauf, zügig zu arbeiten: Silikon trocknet schnell, und eine zu lange Verarbeitungspause kann zu ungleichmäßigen Fugen führen. Wenn du die Fuge später überstreichen möchtest, verwende Acryl – Silikon lässt sich nicht überstreichen.

Typische Fehlerquellen beim Fensteranschluss – so vermeidest du sie

Typische Fehler beim Fensteranschluss sind eine unzureichende Vorbereitung der Fensteröffnung, die falsche Auswahl und Anwendung von Dichtmaterialien sowie eine fehlerhafte Bemessung der Fugenbreite. Um dies zu vermeiden, solltest du die Öffnung gründlich vorbereiten, die Fugenbreite richtig bemessen und die passende Abdichtungstechnik (luftdicht innen, dampfoffen außen) verwenden.

Unsaubere Untergründe: Staub, Mörtelreste oder Feuchtigkeit im Anschlussbereich verhindern eine dauerhafte Haftung der Dichtmaterialien.
Ungeeignete oder unverträgliche Materialien: Dichtstoffe, Schäume oder Folien passen nicht zueinander oder sind nicht für Innen- bzw. Außenbereich zugelassen.
Falsche Reihenfolge der Abdichtung: Der Grundsatz „innen dichter als außen“ wird nicht beachtet – dadurch staut sich Feuchtigkeit in der Fuge.
Fugenbreite falsch bemessen: Zu schmale oder zu breite Fugen führen zu Spannungen, Rissen oder Undichtigkeiten bei Temperaturschwankungen.
Ecken nicht fachgerecht ausgeführt: Abdichtungsbänder werden um die Ecke gelegt statt zugeschnitten – so entstehen Undichtigkeiten.
Anschlussfugen ohne Hinterfüllung ausgeführt: Fehlende Rundschnur oder Füllmaterial führen zu ungleichmäßiger Dichtstoffverteilung und Haftungsproblemen.
Keine Kontrolle nach dem Einbau: Fehlende Sichtprüfung oder Funktionskontrolle führt dazu, dass Undichtigkeiten unbemerkt bleiben.

 

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